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Beitrag in der NOZ von Franziska Specker, 11. Mai 2019 – Kaffeeduft und frische Blumen

Bissendorf. Pflegende sollten mehr Anerkennung für ihre Arbeit erhalten. Diesem Satz stimmen nach einer repräsentativen Umfrage 98 Prozent der Bevölkerung zu. Dabei gibt es innerhalb der Pflege einen Bereich, der häufig kaum Beachtung findet: die Hauswirtschaft. Wie der Alltag aussieht, zeigt ein Ortstermin in Bissendorf.

Wer das Haus am Lechtenbrink in Jeggen betreten möchte, muss zunächst den großen parkähnlichen Gartenbereich passieren. Schon dabei kreuzen Senioren den Weg, die das Grün am Alten- und Pflegeheim genießen. Am Eingang angekommen, schweift der Blick in die große lichtdurchflutete Eingangshalle, in der einige Damen an liebevoll dekorierten Tischen Karten spielen. "Dieser Eindruck, den Sie bekommen, das ist die Hauswirtschaft", stellt Christiane von Burstin, Einrichtungsleiterin im Bereich Hauswirtschaft, klar. 

Die kleinen Dinge

Es sind die Blumen auf dem Tisch, die saubere eingeräumte Wäsche, der Kaffeeduft am Morgen, ein paar nette Worte zwischendurch. Kleine Dinge, die das Leben der Bewohner bereichern und die durch die Hauswirtschaft erst möglich sind, von Außenstehenden aber häufig gar nicht beachtet werden. "Weil man Hauswirtschaft mit seinen Sinnen wahrnimmt, aber nicht wirklich darüber nachdenkt", vermutet von Burstin. Von den Bewohnern wird die hauswirtschaftliche Arbeit allerdings sehr wertgeschätzt. Wenn das Zimmer frisch geputzt, das Essen sehr lecker, oder einfach nur die Dekoration im Haus schön ist, "kommt schon viel Rückmeldung durch die Bewohner", bestätigt die hauswirtschaftliche Mitarbeiterin Anja Kleinschmidt.

Verflechtung von Pflege und Hauswirtschaft

Wichtig ist vor allem das gute Verhältnis zwischen den Bereichen Pflege und Hauswirtschaft. Hier hat die Diakonie ein spezielles Führungsprogramm entwickelt, bei der die Heimleitung auf beide Tätigkeitsfelder gleichberechtigt verteilt ist. Durch die Aufteilung der Verantwortung hat die Diakonie eine Struktur geschaffen, bei der Gespräche und gegenseitiges Verständnis nicht nur gewünscht, sondern gefordert sind. Das ist bundesweit fast einmalig.

Davon profitieren vor allem die Bewohner. So werden beispielsweise bei sogenannten Risikobewohnern, die unter starker Gewichtsveränderung, plötzlicher Wundentwicklung oder Veränderung der Ernährungsgewohnheiten leiden, Beobachtungen durch Mitarbeiter aller Fachrichtungen zusammengetragen. Dann wird versucht mögliche Defizite zum Beispiel durch Zusatznahrung auszugleichen. So trägt auch die Küche zur Genesung der Bewohner bei.

Die gegenseitigen Gespräche sorgen aber auch für ein zufriedenes Arbeitsklima. Besonders profitiert hat davon Hauswirtschafterin Rosa Ribeiro, die seit neun Jahren im Haus am Lechtenbrink arbeitet und durch den Austausch mit den Bewohnern und Kollegen Deutsch lernen konnte, nachdem sie von Portugal nach Deutschland zog.

Nachwuchsmangel

Dennoch hat der hauswirtschaftliche Bereich Probleme junge Menschen für diese Arbeit zu begeistern. "Viele denken: 'Hauswirtschaft kann ja jeder' ", vermutet von Burstin. Doch sie stellt klar: "Auch in der Hauswirtschaft brauchen wir die Fachlichkeit." Da die Hauswirtschaft in einem größeren Rahmen betrieben wird, brauche es Professionalität, Budgetverantwortung und die Beachtung von Richtlinien und Gesetzen. Zudem biete die Hauswirtschaft  weitreichende Ausbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten. Ob in der Küche, bei der Reinigung, der Wäsche, der Dekoration oder im Garten:  die hauswirtschaftlichen Aufgaben können sehr nah und auch sehr fern vom Bewohner sein und böten so etwas für unterschiedliche Menschen. Auch Anja Kleinschmidt bestätigt, die Arbeit sei sowohl umfangreich als auch komplex und versichert: "Es macht wirklich Spaß und Freude."

Wunsch zum Tag der Pflege

Anlässlich des "Tages der Pflege" an diesem Sonntag, 12. Mai, wünscht sich Christiane von Burstin mehr Sichtbarkeit und Transparenz der Verflechtung von Pflege und Hauswirtschaft, "da das eine nicht ohne das andere kann." Zudem hofft sie mehr junge Leute für diesen Beruf gewinnen zu können, der ihrer Meinung nach sehr sinnstiftend sei, da Bewohnern ein Zuhause geschaffen werde. Denn für sie gilt: "Der Mensch lebt bei uns nicht nur, er ist hier zu Hause." Dazu leistet die Hauswirtschaft einen erheblichen Beitrag.

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